Da ich aber keine Lust hatte, den ganzen Vormittag in der Kneipe zu verbringen, ging ich noch ein wenig auf Erkundungstour, um zumindest ein wenig von der Stadt zu sehen. Hier und da traf man auf Glubberer, die sich Leeds ansahen. Nachdem ich mit meinem Mini-Sightseeing fertig war, ging es wieder zurück zum Pub. Dort saß man noch eine Weile gemütlich herum, bevor sich fast der gesamte Tross zu Fuß in Richtung Elland Road machte. Wir wurden von ein paar Bobbys, die erstaunlich locker drauf waren, begleitet. So entspannt habe ich die Polizei in England sehr, sehr selten erlebt. Nachdem wir kreuz und quer und über zig Umwege am Stadion ankamen, enterte man erst mal die Shops, die eiskalte Getränke zu unschlagbar günstigen Preisen anboten. Von dem Marsch waren wir alle total durchgeschwitzt. So manch einer hing erst mal sein patschnasses Hemd zum Trocknen auf ;-)
Dann ging es endlich ins Stadion hinein. Knapp 700 Glubberer fanden sich im Gästeblock ein. Für ein Testspiel in England eine enorme Anzahl. Die Stimmung war trotz der Reisestrapazen sehr gut und die Engländer, die neben mir standen, waren sichtlich begeistert und versuchten, ebenfalls zu supporten. Dass man in englischen Stadien nicht rauchen darf, ist ja allgemein bekannt. Dementsprechend waren die Stewards nur damit beschäftigt, die bösen, bösen Raucher auf dieses Verbot aufmerksam zu machen… Wenn man sonst keine Probleme hat, dann schafft man sich halt welche. Den Leuten war es freilich egal und so ging das Spielchen fröhlich weiter. Ach ja, der Glubb spielte natürlich auch. Hätte ich fast vergessen. Nach 3 Minuten führte der Ruhmreiche bereits mit 1:0. Am Ende gewann der Glubb das Spiel mit 2:0. Qualitativ hochwertig war das Spiel natürlich nicht aber wir können sagen, wir haben Leeds United besiegt ;-)
Obwohl man mal wieder die üblichen Schauergeschichten hörte, gab es keinerlei Trouble. Die Leeds Fans frotzelten zwar ein wenig aber im Großen und Ganzen schenkte man dem keinerlei Beachtung oder sang ein kurzes „Who the F… is Leeds United“. Auch im Stadionumfeld hab ich nichts von Ärger mitbekommen. Im Gegenteil – die Engländer waren ziemlich begeistert, dass wir für ein Testspiel solch eine Strecke auf uns nahmen. Ich persönlich habe die ganze Zeit nur sehr coole und freundliche Leeds Fans kennen gelernt. Obwohl man bei manch einem schon ein ungutes Gefühl hätte bekommen können. Allerdings stellte sich mal wieder heraus, dass man halt einfach mal seine Vorurteile stecken lassen soll. Don´t judge a book by its cover ;-)
Große Freude kam bei mir auf, als ich meine Freunde aus Liverpool wieder gesehen habe. Zuletzt waren sie im Mai in Nürnberg zu Besuch und am Wochenende traf man sich dann beim Kick in Leeds wieder. Da sie aber mit einer anderen Reisegruppe wieder zurück nach Liverpool fuhren, blieb nicht viel Zeit für gute Gespräche. Gary, Phil, I´m looking forward to seeing you in March, mates
Nach dem Spiel machte sich ein Teil unserer Gruppe mit dem Taxi auf den Weg ins Hotel. Schließlich mussten wir ja irgendwann mal einchecken. Ursprünglich wollten wir noch nach Sheffield zum ältesten Derby der Welt aber keiner von uns hatte so rechte Lust, zu fahren. Also blieben wir den Abend über in Leeds. Nachdem wir eingecheckt und uns kurz ausgeruht hatten, ging es zu Fuß wieder in Richtung O`Neill`s Pub. Dort saß bereits der Rest unserer Gruppe und noch einige andere altbekannte Kumpels aus der Szene. Bei leckerem Cider und einer sehr guten Liveband ließen wir den Abend ausklingen. Mit den Einheimischen hatten wir eine Menge Spaß und auch wirklich gute Gespräche. Ich hab so einige Herren getroffen, die liebend gern in Deutschland leben würden. Warum, kann ich zwar nicht nachvollziehen aber gut. Natürlich geht ein Aufenthalt in England nicht ohne Regen. Also öffnete der Himmel am Abend seine Pforten und gab den Neulingen auf der Insel eine Kostprobe des britischen Wetters ;-) Tat nach dem heißen Tag auch wirklich richtig gut.
Der Pub machte dann gegen 1h dicht und so enterte man ein Taxi zum Hotel. Dort gab es dann wieder leckeren Cider, bevor es gegen halb 4 total erschöpft ins Bett ging.
Sonntagmittag machten wir uns dann wieder auf den Nachhauseweg. Als wir an London vorbei fuhren, machte sich bei mir ziemliche Wehmut breit und hinter meiner Sonnenbrille versteckten sich ein paar Tränen. Andere wiederum waren heilfroh, die Insel zu verlassen. Verstehe ich persönlich gar nicht aber naja, jedem das Seine. Zumindest einen Kumpel konnte ich von der Schönheit der Insel und den coolen Leuten überzeugen. Der nächste Trip ist bereits in Planung. Ossi, wir lassen es krachen :-)
Wenn ich daran denke, dass wir kommenden Sonntag in Sandhausen spielen müssen, kann ich mich gar nicht so wirklich darauf freuen. Aber egal – gefahren wird trotzdem und schließlich geht es ja um den Glubb. Wird Zeit, dass der ganz normale Wahnsinn wieder Einzug hält und wir durch die Republik fahren.
In diesem Sinne: Alles für den Glubb!!!