Wenn ich so die letzten Jahre Revue passieren lasse, bin ich mir sicher, dass ich nie so geworden wäre. Allein die Vorstellung, ein "normales" Leben führen zu müssen, ist für mich enorm abschreckend.
Ich brauche die Abwechslung und das Chaos, die mein Leben bestimmen. Ich brauche es, jedes zweite Wochenende für 90 Minuten Glubb stundenlang im Bus durch die Lande zu reisen. Ich brauche es, für Ideale und Wünsche der Fanszene zu kämpfen. Auch, wenn der Kampf mit Komplikationen behaftet ist und sich manchmal in die Länge zieht. Ich brauche die Vorfreude auf brisante Spiele. Ich brauche es, jedes Wochenende mit Gleichgesinnten in der Kurve zu stehen. Egal, ob das im Max Morlock Stadion oder sonstwo ist. Ich brauche es auch, mich über den Glubb ärgern zu können. Sonst wäre es ja auch ziemlich eintönig.
Natürlich habe ich nichts dagegen, mich über bzw. mit dem Glubb freuen zu können :-) Schließlich erlebt man mit dem Ruhmreichen so einige kuriose Dinge. Sowohl positiver als auch negativer Natur.
Für mich ist der Glubb einfach eine Lebenseinstellung. Mein gesamter Alltag widmet sich dem 1. FC Nürnberg e.V. Da ist es nur logisch, das meine komplette Freizeit für den Glubb drauf geht. Aber genau so möchte ich es.
Fußball bzw. der Glubb haben für mich eine wesentlich höhere Bedeutung als nur 90 Minuten am Wochenende. Das, was die Nordkurve in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat, ist einfach großartig. Ob das nun die "Rot-Schwarze Hilfe", die Kampagne "Max Morlock Stadion! Jetzt!", das "BAC" oder eben die tollen Aktionen der Ultras sind.
Von Fans für Fans!
Die Solidarität zwischen den verschiedenen Generationen ist einfach wunderbar und macht mich auch sehr stolz. Versucht man, einem "Normalo" zu erklären, warum man lebt, wie man es tut, kommt man auf keinen gemeinsamen Nenner. Ich bin es mittlerweile auch leid, anderen meine Lebenseinstellung zu definieren. Erst vergangenen Donnerstag hatten Martschi und ich das Vergnügen, mit einem Gast unseres Lieblings-Cafés darüber zu reden... Entnervt ließen wir ihn dann einfach stehen.
Wie gesagt, ich brauche die Abwechslung und das Chaos, die ein Leben mit dem Glubb mit sich bringen. Ganz wichtig sind mir natürlich auch all die Freundschaften, die in all den Jahren meines Fandaseins entstanden und gewachsen sind. Ob es sich hierbei um Ultras, Seerosler, Red Devils oder um andere Szeneleute handelt. Genau weil die Leute so sind, wie sie sind, habe ich sie so gerne!
Ich bereue es nicht, den Weg, den ich gehe, eingeschlagen zu haben.
"Was wäre wenn" bleibt also unbeantwortet, weil sich die Frage eigentlich gar nicht stellt.