Mein Glubb Nämberch und ich

Mein Glubb Nämberch und ich

Mittwoch, 17. April 2013

Interview mit Benny vom DAGGL

Kommenden Sonntag erscheint Daggl #4. Das habe ich mal zum Anlass genommen, um mir einen der Schreiberlinge zu schnappen. Benny hat sich die Zeit genommen, um mir ein paar Fragen zu beantworten. Hätten wir das Interview wie geplant stattfinden lassen, lägen wir beide wahrscheinlich in irgendeiner Kneipe unterm Tisch, weil wir höchstwahrscheinlich in alten Zeiten geschwelgt hätten. Da wir aber beide unglaublich vernünftige Menschen sind, haben wir die einfachere und gesündere Variante gewählt und das Interview per Mail gemacht :-)




Benny, zum Derby gegen die Westvorstadt erscheint die nun mittlerweile 4. Ausgabe des Daggls. Hättet Ihr anfangs damit gerechnet, dass dieses Fanzine solch einen Erfolg haben wird?

Erfolg? Keine Ahnung, wie man das genau bei einem Fanzine definieren soll. Ich denke, der größte Erfolg liegt eigentlich darin, dass wir den „Daggl“ überhaupt machen und er dann letztlich auch erscheint. Dann ist es natürlich schön, wenn sich das Heft verkauft, die Leute es anscheinend gerne lesen und es dann von Zeit zu Zeit Rückmeldungen gibt, oder jemand fragt, wann denn der nächste Daggl kommt. Wir haben anfangs allerdings nicht damit gerechnet, dass das Heft so gut läuft. Ausgabe 1 hatte eine Auflage von 400 Stück - wir haben dann noch 100 Hefte nachdrucken lassen. Von der 2. Ausgabe hatten wir 600 Hefte und die Dritte ist mit 700 Exemplaren ebenfalls nahezu ausverkauft (Restexemplare gibt es noch unter: www.nofb-shop.de). Irgendwann ist es aber auch mal gut; weswegen wir die aktuelle Auflage auch nicht mehr erhöhen werden. Wenn die Auflage weg ist, ist sie eben weg. Was dann andere bei Ebay veranstalten, ist dann nicht mehr unser Bier, lässt uns aber dann doch schmunzeln. Insbesondere, wenn man erfährt, dass eine Person aus Ultràkreisen des HSV eine ältere Daggl Ausgabe für über 10 Euro verscherbelt hat... 

Wie kam es zu der Idee, den Daggl zu machen? 

Der „Achterwahn“, das „Ya Basta!“ und das „Hefdla“ waren lange Zeit die einzigen Hefte, die aus Nürnberg erschienen sind. Das fand ich, vor allem in Anbetracht der großen Nürnberger Fanzinetradition, schade und für unsere Verhältnisse auf Dauer zu wenig. Als ich dann mit dem einen oder anderen über das Thema gesprochen habe, bekam ich immer wieder zu hören, dass einfach keine Zeit mehr da wäre, was Eigenes zu machen. Man darf nicht vergessen, dass jedes Heft eine Menge Arbeit macht und die Macher nicht jünger und die damit einhergehenden privaten Verpflichtungen nicht weniger werden. Den ersten Versuch gab es bereits vor rund sechs Jahren, doch ist es damals irgendwie im Sande verlaufen, als ich dann Ende 2011 noch einmal rumgefragt habe, war die Resonanz überraschend groß und als dann ein paar Schreiberlinge bereit waren mitzumachen, haben wir einfach mal angefangen. 

Warum „Der Daggl“?

Es gab einige Namensvorschläge, doch war schnell klar dass wir in diesem Bereich nicht gerade die Kreativsten sind. Als dann jemand mit „Der Daggl“ um die Ecke kam, konnten alle damit leben und waren froh dass wir uns damit nicht mehr beschäftigen mussten. Was der Name bedeutet? Hier würde ich einfach auf das Nachwort von Ausgabe 1 verweisen wo es heißt: „Zu guter Letzt wurde mir noch nahe gelegt, ein paar Worte zum Arbeitstitel dieses Magazins zu verlieren. Für den Außenstehenden vielleicht schwer nachzuvollziehen, hier der Zusammenhang, dessen Beginn schon etliche Jahre zurückliegt und im privaten Fernsehen zu finden ist. Es ist 1999 und Tom Gerhardt spielt in der SAT.1-Serie „Hausmeister Krause – Ordnung muss sein“ eben jenen konservativen Hausmeister, dessen Lebensmittelpunkt das Amt des Schriftführers im fiktiven „Kölner Dackelclub KTC 1881 e.V.“ ist. Bei Treffen des Klubs wird gern mal das ein oder andere Schnäpschen getrunken, allerdings nicht ohne den O-Ton-Trinkspruch „Alles für den Dackel – alles für den Klub“. Da es bekanntlich ja viele Klubs gibt, aber eben nur einen Club (also eben den Glubb, kommt noch jeder mit??), fand diese Trinkparole schnellen Zuspruch in gewissen, ja zum Teil dem Alkohol selbst nicht ganz so abgeneigten Teilen der Nürnberger Fanszene. In Anlehnung an diese Geschichte dann sicher auch nicht unbeteiligt bei der Namensfindung des ersten offiziellen Fanzines der Ultras Nürnberg „Alles für den Glubb“, aus deren Redaktionsriege auch hier im Daggl Einflüsse wieder zu finden sind. Der Dackel selbst blieb dabei immer ein kleines Stück weit am Leben, nicht zuletzt auch dank der Klamotten-Kollektion der „Alternativ Glubb Familie“ aus Berlin. So ziert beispielsweise auch heute noch ein auf Wollmütze gestickter Dackel den ein oder anderen wohlgeformten Frankenschädel. Den Feinschliff zum Titel gab dann einmal mehr der fränkische Zungenschlag, der eine Verwendung sämtlicher Hart-Laute wie P oder K (hier „ck“) in gewissen Maßen von selbst verbietet. Geboren war „Der Daggl“. 

Wie ist denn die Resonanz allgemein? Sowohl bei uns als auch in anderen Szenen?

Ich denke mal, die ist in Ordnung. Die Hefte verkaufen sich ja und es gibt immer wieder Leute, die auf einen zukommen und das Heft loben. So wie es eben immer ist. Es gibt Stammleser aus anderen Fanszenen, auch habe ich durch den Daggl schon andere Fanzinemacher kennengelernt, mit denen Kontakt besteht. Was in einem Fall sogar mal zu einem gemeinsamen Spielbesuch geführt hat. Das sind nette Begleiterscheinungen aber in erster Linie machen wir das Heft für uns selbst. Es ist trotz der Arbeit und dem damit verbundenen Stress einfach immer wieder ein tolles Gefühl, wenn eine neue Ausgabe fertig ist.

Eine Redaktionssitzung beim Daggl. Wie darf der geneigte Leser sich das vorstellen?

Die gibt es nicht wirklich. Wenn es etwas zu besprechen gibt, findet das in unserem Forum oder kurz unter vier Augen im Stadion statt. Ab und an kommt der Hefdla-Hannes zu mir und liest die gesammelten Berichte und Texte in seiner unnachahmlichen Art und Weise Korrektur - was teilweise in heftige Trink- und Fressgelage ausarten kann. Wenn sich mal mehr als 4 Redakteure außerhalb des Stadions zusammenfinden, dann meist zum Trinken in diversen Kneipen, wie bei einer Redaktionssitzung im Januar, als das Ganze ziemlich bizarre Züge annahm und wir froh sein konnten, dass alle den Abend überlebt haben. Ich glaube in Hefdla Ausgabe 11 finden sich dazu ein paar Andeutungen... 

Euer Team besteht ja aus wirklich extrem unterschiedlichen Charakteren. Knallt es da zwischendurch auch mal? Also verbal gesehen natürlich. 

Nein eigentlich nicht, klar ist man nicht immer einer Meinung aber wenn jemand ein Problem hat, dann liegt es bei der Person, das Ganze anzusprechen und dann kann man immer noch nach einem Konsens schauen. Im Endeffekt nehmen wir uns und das Heft auch nicht so ernst, als das man deshalb einen größeren Streit vom Zaun brechen würde.

Wird es in absehbarer Zeit irgendwelche Sonderausgaben geben oder bleibt Ihr Eurer Linie treu? Werden wir den Daggl auch irgendwann online sehen?

Es gab schon Ideen zu einer Sonderausgabe, doch sind wir erst mal froh, wenn wir die regulären Ausgaben fertig kriegen. Das ist genug Arbeit und es zeigt sich immer wieder, dass es wichtigere Dinge im Leben als den Daggl gibt. Ein nicht unerheblicher Teil der Schreiberlinge hat Familie, zwei wurden während der Entstehung der Erstausgabe Vater, ein anderer wird es bald usw. usf. Wir werden nach wie vor keine großen Ankündigungen machen und schauen weiter von Ausgabe zu Ausgabe. 

Neben "YaBasta", dem "Achterwahn" und natürlich dem "Hefdla" ist der Daggl das momentan 4. etablierte Fanzine unserer Szene. Wie steht Ihr bzw. wie stehst Du zur "Konkurrenz"?

Von Konkurrenz würde ich nicht sprechen, denn die Hefte lassen sich absolut nicht miteinander vergleichen! Viel mehr weiß ich, dass wir mit dem „Daggl“ einiges anzubieten haben; unsere Schreiber haben alle schon vor Jahren an verschiedenen Heften mitgewirkt und schon einige Szene-Jahre auf dem Buckel, auch repräsentieren wir keine Gruppe bzw. Bewegung und so kann eigentlich jeder frei Schnauze schreiben, was ihm gefällt. Ich denke, wir reihen uns ganz gut in die Nürnberger Veröffentlichungen ein. Insgesamt können wir froh sein, dass wir in Nürnberg eine einigermaßen lebendige Fanzinekultur haben, denn diese zeugt davon, dass die Szene lebt und agiert. Wer weiß, wie lange das alles noch so geht, weshalb wir es einfach genießen und weiter machen sollten, ohne groß darüber nachzudenken oder sich mit anderen zu vergleichen oder gar zu messen.