Mein Glubb Nämberch und ich

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Montag, 11. Februar 2013

Tabasco im Pfefferspraykanister? Update! evtl. Tierabwehrspray

Nachtrag:
Danke an zwei Herren, die mich darauf aufmerksam gemacht haben, dass das mit dem Tabasco ein Schmarrn ist. Hab mich wohl zu arg von meinen Emotionen leiten lassen und daher - ich gebe es zu - nicht richtig recherchiert. Tabasco würde das Spray eigentlich nur farblich beeinflussen. Jedoch hat es keinerlei verschärfte Wirkung auf das von der Polizei angewandte Pfefferspray. Googelt man aber nach dem Begriff "rotes Pfefferspray", so findet man dieses Zeug hier.


Dieses soll der Beschreibung nach noch effektiver sein. Wir wissen nicht, ob die Polizei tatsächlich dieses Zeug verwendet oder beigemischt hat. Fakt ist jedoch, dass dem Pfefferspray bzw. Tränengas etwas Rotes beigemengt wurde. Das einzig Positive daran ist, dass sie ihre "eigene Medizin" zu spüren bekamen. Allerdings hilft das den Opfern von Samstag wenig. Und ich spreche garantiert nicht von geschädigten Polizisten!


Danke schon mal an alle, die sich bisher gemeldet haben und ihre Sicht der Dinge geschildert haben. Ich werde eure Berichte sowohl auf Fankultur als auch hier auf meinem eigenen Blog veröffentlichen. Vor wenigen Minuten hat mich ein Bericht einer jungen Frau erreicht. Beim Durchlesen ist mir fast die Galle hoch gekommen. Scheinbar wurde von unseren lieben und freundlichen Herren und Damen in Grün nicht "nur herkömmliches" Pfefferspray verwendet. Nein - so wie es aussieht, hatte man wohl vor, eine kulinarische Mischung zu entwickeln und mixte scheinbar Tabasco in die Kanister!!! Hallo??? Wo leben wir denn? Das normale Spray ist schon abartig und kann höllische Schmerzen sowohl in den Augen als auch im Hals verursachen! Warum um alles in der Welt muss man dann noch einen drauf setzen und das Zeug "verschärfen"??? Oder wie erklärt man sich sonst, dass den Betroffenen rote Flüssigkeit aus den Augen lief? Ganz großes Kino kann ich dazu nur sagen. Ihr habt doch den letzten Knall auch nicht gehört...
Aber lest selbst, was das Mädel zu berichten hat. Ich bin grad ziemlich angepisst! 

Nach Betreten des Hauptbahnhofes in Nürnberg war es nun soweit. Ein hohes Polizeiaufgebot symbolisierte "Achtung Achtung, hier gelten Sie als Gewalttäter". Im Zug und bei der Anreise verlief alles ruhig...doch es war die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Bei Ankunft am Stadion verlieh der Anblick der Reihen aus Ordnern und Polizisten eine gewisse Ahnung auf das, was bei einem möglichen Eintritt in das Stadion folgen könnte. Auch der grüne Polizei-Mannschaftsbus, auf dem groß "Durchsuchungsbus" geschrieben stand, verknotete einem, auch mit reinem Gewissen, zusehends den Magen. Man konnte sich nun endgültig nicht mehr vorstellen, dass man sich nur der Jacke oder der Schuhe entledigen musste.

Nachdem man eine gefühlte Ewigkeit vor den Toren zum Gästeblock gewartet hatte, kam die enttäuschende Nachricht, dass Eintracht Frankfurt auf ihrem Verbot beharrt und wir aufgrund dessen das Spiel vor den Toren verbringen werden. Wir geben zwar alles für den Verein, doch auf keinen Fall unsere Rechte bzw. Rituale auf. Überraschend war die Masse an Menschen, die sich nach einer kurzen Ansprache im Block mit den Außen-gebliebenen solidarisierte und nun interessiert auf den Vorplatz trat. Als die ersten Gesänge für die Mannschaft angestimmt wurden, war man überrascht, welche Stimmgewalt hinter den Gesängen steckte. Die Masse hüpfte und sang, es kamen immer mehr aus dem Block. Der "Balkon" des Oberrangs war ebenfalls voll gefüllt mit Clubfans, die sich mit den Außen-gebliebenen solidarisierten.

Und dann ging es langsam los. Je mehr Menschen es wurden, desto nervöser wurden auch die anwesenden Polizisten. Von unten sah man die oben hüpfenden, singenden und klatschenden Fußballfans hinter einer schwarz-blauen Wand an Einsatzkräften verschwinden. Diese Kette ging Schritt für Schritt nach vorne und schubste die vorne stehenden und singenden Fans nach hinten. Und dann ging es los...

Als erstes sah ich eine Faust eines Polizisten in das Gesicht eines blonden Mädchens treffen, rechts kugelte ein jugendlicher Fan in Trikot und mit Schal an der Hand den steilen und rutschigen Grashügel hinunter, geschubst von einem Polizisten, der danach wieder nach oben rannte um den Nächsten zu Boden zu bringen. Fassungslos wurde die Menge schlagartig still. Nach kurzer Zeit beruhigte es sich wieder. Man stimmte ein neues Lied an. Die Clubfans auf dem Vorplatz im Stadion nahmen diese ersten Attacken der Polizei nicht für voll und fingen erneut das Hüpfen und Klatschen an. Wieder entbrannte diese einzigartige Stimmung, die einen hoffen ließ. Doch das sollte nicht von langer Dauer bleiben.

Wieder wurde von den Herren des Staates geschubst, geschlagen - ein Polizist auf der linken Seite verschwand mit beiden Beinprotektoren voran in der Menge, mit voller Wucht auf die Magengegend eines Jugendlichen zielend. Ab da wusste man nicht mehr wo man hinsehen sollte. Schlagstöcke wurden gezückt und auf Kopfhöhe geschwungen, ohne Rücksicht auf Verluste. Immer mehr Fans fielen...Unten geriet die Masse in Aufruhr. Es kam Bewegung hinein...Sollte man denn einfach so zusehen, dass die eigenen Leute verprügelt werden?  Das kann doch nicht sein! Gewaltausübung unter dem Deckmantel des Staates, im Namen der Polizei...Die in Aufruhr geratene Menge drückte nach vorne, drückt gegen den Zaun...der fiel...Zögern...wie, der fällt so schnell?!

Anrennende Polizisten, ohne Rücksicht auf Verluste in die zögernde Menge hinein... Von hinten dasselbe...Man war weder vorne noch hinten sicher, überall wurde man mit Schlagstock und Pfefferspray attackiert. Hat man Verletzten geholfen, und das vermutete Pfefferspray aus den Augen gewaschen, so wunderte man sich zu diesen Zeitpunkt noch warum diesen rote Soße aus den Augen lief...Spätestens am Abend, als diverse Zeitungen von in die Pfefferspray-Kanister gefüllten Tabasco (!!!) berichteten, wusste man sich auch das zu erklären. Ein älterer Mann, "Ich bin blind"-schreiend, fiel den Grashügel Richtung Eingangstore hinunter...In der Hoffnung nicht in den nächsten Schlagstock zu rennen.

Die komplette erste Halbzeit versuchte man diesen willkürlichen Angriffen der Polizisten zu entkommen. Auf dem Boden liegende Fans wurden gezielt auf den Kopf geschlagen, alte Männer mit Pfefferspray und Schlagstock-Hieben aus dem Weg getrieben, und ja, sogar junge Mädchen wurden gezielt geschlagen. Nicht vergessen werde ich das breite Grinsen eines Hundeführers der mit langsamen Schritten auf die wieder ruhig gewordene Masse zulief und gute 5-10 Sekunden den Knopf seines Pfeffersprays betätigte und in die Menge sprühte. Zu einem Vater mit kleinen Kind hörte ich einen Polizisten rufen: "Tu dein Kind weg, dann bekommste deine Prügel du Arschloch!"

Unverständnis macht sich breit, Verzweiflung, wenn man danach in die Presse blickt. Vielleicht auch ein klein wenig Hoffnung durch einige Zeitungsartikel von Journalisten, die sich trauen, die Wahrheit zu schreiben. Ein klein wenig Hoffnung durch den starken Zusammenhalt an diesem Tag. Durch die bunt gemischte Menge, die sich der Polizeigewalt nicht ohne Gegenwehr ausgesetzt sah, sondern die zusammenstand und die sich gegenseitig half. Für die Zukunft erhoffe ich mir mehr von diesem Zusammenhalt und ein Umdenken der Gesellschaft. Weg von dem Polizei-Saubermann-Image und der Polizei als dein "Freund und Helfer", hin zur kritischen Betrachtung der Vorfälle durch die Medien und hin zur realen Berichterstattung, die auch den misshandelten Fans Ihre Rechte als Mensch zuspricht.