Vergangenes Wochenende ging es mit dem Bus nach
Gelsenkirchen. Die Fahrt stand unter keinem guten Stern. Noch daheim in
Nürnberg machte sich der Wettergott auf unangenehme Weise bemerkbar.
Schneeregen, Kälte und eiskalter Wind waren stetiger Begleiter auf dem Weg nach
GE.
Bei Würzburg landeten wir in einer Totalsperre, da
mehrere Autos Domino miteinander gespielt hatten. Zum Glück wurde die
Unfallstelle aber relativ zügig geräumt und wir konnten weiter gen Schalke
fahren. Wider Erwarten trafen wir dann doch ziemlich zeitig am Gästeparkplatz
ein. Da noch ein paar Kumpels auf Karten meinerseits warteten, ging es gleich
zum Stadion, damit die Jungs nicht so lange frieren mussten. Im Stadion
angekommen, bot sich mir ein Bild, das auf Schalke leider normal ist. Die
Fraktion „Dummsuff“ hat sich in gewaltiger Anzahl auf den Weg nach GE gemacht.
Das konnte man an den oralen Auswürfen auf dem Weg zum Block gut verfolgen. Mir
ist einfach unbegreiflich, warum man sich 6 Stunden lang in den Bus setzt, sich
dermaßen besäuft, dass man vom Spiel rein gar nichts mehr mitbekommt und dann
wieder heim fährt, um weiterhin dem Alkohol zu frönen. Und natürlich hatte ich
im Block wieder mal das Glück, von diesen ganzen Dummsuff-Doldis umzingelt zu
werden. Meine Laune war entsprechend gut…
Die Stimmung während des Spiels war im ganzen Block eher
bescheiden. Da fährt man mit 4000 Leuten zum Auswärtsspiel und nicht mal die
Hälfte bringt den Mund auf, weil sie damit beschäftigt ist, sich zuzuschütten…
Wenn euch das Spiel nicht interessiert, bleibt doch bitte daheim. Keiner wird
euch vermissen. Und ich schon gar nicht. Da lob ich mir die gute alte Zeit, als
man Montagabend in Lübeck gespielt hat und den ganzen Block per Handschlag
begrüßt hat. Oder auf den ganzen anderen Fahrten, als die Fraktion Dummsuff den
Fußball noch nicht entdeckt hat. Seit 2007 nahm das Drama seinen Lauf. Nachdem
der Glubb den DFB-Pokal geholt hat, waren plötzlich Fanclubs mit äußerst
dubiosem Anhang auf den Auswärtsrängen. Und es wird immer schlimmer.
Zum Spiel selbst gibt es nicht allzu viel zu berichten.
Der junge Rakovsky stand von Beginn an im Tor und hat sich eigentlich recht
wacker geschlagen. Fast hätte man glauben können, der Glubb würde den müden
Schalkern tatsächlich ein Unentschieden abringen. Fast – wäre da nicht Klose
gewesen, der einen fatalen Fehler beging, den die Schalker für sich nutzten. Es
kam, wie es mal wieder kommen musste. Der Glubb bekam ein Gegentor und das
Spiel war gelaufen. Es ist langsam echt zum Kotzen! Nach Abpfiff begaben sich
unsere Helden in die Kurve. Der Empfang war unterschiedlich – einige pfiffen
lautstark, andere klatschten und der Rest war wie gelähmt. Wenn es nicht so
traurig wäre, müsste ich echt sagen; typisch Glubb…
Als der Block sich geleert hatte, ging es auch für mich
und ein paar Freunde in Richtung Ausgang. Der Mannschaftsbus stand wie immer
auf dem Parkplatz vor dem Stadion. Das Tor war offen, da der Parkplatz auch
Anderen vorbehalten war. In dem Moment, in dem ich zu meiner Freundin sagte,
man müsse der Mannschaft endlich mal die Meinung sagen, sah ich, wie einige
scheinbar meine Gedanken gelesen hatten. Sie gingen zügig in Richtung
Mannschaftsbus. Alles lief komplett gesittet und ruhig ab. Team Green rannte
natürlich, als sie den Haufen bemerkt hatten, hinterher. Da die Jungs und
Mädels sich aber entgegen den abends erschienenen, verlogenen dpa Berichten
friedlich verhalten hatten, gab es weder für die Polizei noch für die Ordner
einen Grund, einzuschreiten. Weder der Mannschaftsbus noch sich auf dem
Parkplatz befindliche Autos wurden zerstört bzw. beschädigt. Aber das schreibt
sich natürlich viel besser als die Wahrheit. Schließlich geht es hier um
gewalttätige Fußballfans, die ihre Mannschaft lynchen wollten… Manchmal frag
ich mich echt, wer sich alles Journalist schimpfen darf. Die Gruppe Nürnberger,
die den Bus blockierte, sang das berühmte „Dieter Hecking raus“ und tat ihrem
Unmut lautstark aber keineswegs bedrohlich kund. Trainer und Manager wurden
verlangt.
Erschienen sind dann der verletzte Kapitän Schäfer, Patrick Rakovsky
und noch ein Spieler, dessen Name ich aber vergessen habe. Die Jungs stellten
sich ihren Kritikern. Sie wurden weder geschlagen, noch sonst irgendwie
bedroht. Man wollte der Mannschaft einfach zeigen, dass es so nicht weiter
geht. Nachdem Schäfer Stellung bezogen hatte, wurde ihm sogar applaudiert und
kurz darauf begab sich die Gruppe wieder in Richtung Parkplatzausgang. Blöd,
gell? Keine Ausschreitungen, kein Skandal. Selbst ein ARD Journalist hat das am
nächsten Morgen in einer Gesprächsrunde auf Sport 1 erkannt und darum gebeten,
nicht alles zu pauschalisieren, sondern Recherche zu betreiben.
Aber wie gesagt, die Wahrheit ist so unbequem, wenn man
doch viel lieber über Randale etc. schreiben möchte. Dann dichtet man sich halt
einfach was zusammen, damit die ganzen Gutmenschen, die keine Ahnung von der
Materie haben, auch schön alles glauben, was die Presse von sich gibt.
Geschlossen ging es dann zurück zum Parkplatz, wo man
trotz der relativ späten Uhrzeit noch warten musste, bis man endlich heraus
fahren konnte. Das Paradoxe an Auswärtsniederlagen ist, dass die Stimmung im
Bus danach immer gut ist. So wurden „Frazy“ und der „Lieblingsstern“ zig mal
rauf und runter gespielt und man konnte seine Sorgen für ein paar wenige
Stunden vergessen. Das sollte sich kurz vor Nürnberg aber ändern. Als Buscapo
sitz ich vorne und krieg vom Geschehen im hinteren Teil des Busses nicht allzu
viel mit. Als aber plötzlich gerufen wurde, wir sollen sofort raus fahren, war
mir klar, dass irgendwas passiert sein musste. Wir steuerten die nächste
Raststätte an und riefen von unterwegs aus sofort die Sanis. Was war passiert?
Die Mutter eines Mitfahrers hatte scheinbar einen epileptischen Anfall und war
für 10 Minuten komplett weg. Eine halbe Ewigkeit standen wir dann auf dem
Rasthof, um die Sanis in der Eiseskälte in Empfang zu nehmen. Sie nahmen die
Frau dann auch gleich mit ins Spital, wo sich nachher heraus stellte, dass die
Frau tatsächlich unter Epilepsie leidet. Laut Erzählungen ihres Sohnes und
ihrer Freunde hatte sie das wohl schon öfter. Warum man die Frau dann auf solch
eine Auswärtsfahrt mitnimmt, ist mir unbegreiflich und vor allem ist es absolut
verantwortungslos.
Die restlichen paar Kilometer bis zum Valze hing jeder
seinen Gedanken nach. Ich selbst habe mir das erste Mal seit langem wieder die
Frage stellen müssen, ob das, was ich für den Verein und vor allem für seine
Anhänger mache, wirklich richtig und lohnenswert ist. Ehrenamtliche Fanarbeit
heißt nicht nur, einen Bus zu organisieren. Nein – es steckt wesentlich mehr
dahinter. Zumindest in meinem Fall. Tag und Nacht bin ich damit beschäftigt,
für den Verein und die Fans zu arbeiten. Ich mache mir Gedanken über Dinge, die
„normale“ Stadiongänger nicht interessieren, weil sie ja schließlich ein Event
verfolgen möchten… Es gibt so viel zu tun und ich tu es gerne. Erst gestern auf
einer Party wurde mir gesagt, ich würde mittlerweile als Sprachrohr fungieren.
Das macht mich natürlich irgendwo stolz aber wenn ich dann solch einen Vorfall,
wie auf der Heimfahrt von GE habe, hinterfrage ich das alles schon. Doch
mittlerweile sind die trüben Gedanken verflogen und ich weiß, dass ich weiter
machen werde. Warum? Ganz einfach. Ich liebe den 1.FCN und ich liebe meine
Freunde! Und genau deshalb werde ich weiter für ein MAX MORLOCK Stadion
kämpfen! Ich werde weiterhin meine kritische Meinung beim Verein einbringen und
auch dieser Blog wird nicht eingestampft! Ich lebe weiterhin für den Glubb!
FCN!
Eine Liebe, die ein Leben hält!