Gestern fand der Sicherheitsgipfel, der die kriegstreiberischen und brandschatzenden Horden aus unseren Stadien vertreiben soll, statt. Im Vorfeld wurde von den TV Sendern vermehrt das Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC als letzter Funke zur Explosion benannt. Mittlerweile sollte jeder begriffen haben, dass die Bilder vom Aufstieg der Düsseldorfer nichts mit der so oft zitierten hässlichen Fratze des Fußballs zu tun hatten.
Wobei - kleine Kinder, die freudetrunken ein Stück Aufstiegsrasen ergattern wollten, stellen für die Allgemeinheit ein unglaubliches Szenario, das an kriegsähnliche Zustände erinnert, dar. Ich habe mich fast zu Tode gefürchtet, als ich ganze Familien, die den Aufstieg auf dem Platz feierten, im Fernsehen und den Zeitungen gesehen habe. Lächelnde Menschen, denen die schiere Freude anzumerken war, haben mich wochenlang in meinen schlimmsten Träumen verfolgt. Dazu noch diese perversen Pyromanen, die fast das komplette Stadion in Schutt und Asche gelegt haben. Dieses Spiel hat mir wirklich den Rest gegeben. Der Ursprung meiner Depressionen und Panikzustände beim Fußball liegt aber schon ca. 20 Jahre zurück. Damals berichtete man in den Medien von der großartigen Stimmung und dem südländischen Flair in unseren Stadien. Allen voran die "Hölle vom Betzenberg". Da konnte es den Berichterstattern nicht genug rauchen und qualmen. Und genau da fängt mein Dilemma an. Niemals wollte ich auch nur in die Nähe dieser Feuerteufel gelangen. Schon damals waren also Gewalt suchende und Randalierer im Stadion. Womöglich sogar Zigarettenbürschla. Vor 20 Jahren musste man sich Woche für Woche die Schreckensbilder von Bengalo haltenden Menschen ansehen. Allein deren Anblick war gar fürchterlich. Nicht jedoch für die Presse. Und weil böse Menschen mich gezwungen haben, muss ich bis heute mit diesen Barbaren in der Kurve stehen. Jeden einzelnen Spieltag fürchte ich um mein Leben. Und was ist überhaupt mit den Kindern? Denkt denn niemand an die Kinder???
O.K. Schluss mit dem Scheiß. Ich kann es nicht mehr sehen. Diese überzogene Medienhetze grenzt ja schon fast ans Kriminelle. Da wird einfach mal pauschalisiert, Tatsachen werden verdreht und schon hat man eine reißerische Schlagzeile. Der Wahrheitsgehalt wird teilweise nicht einmal überprüft. Bestes Beispiel hierfür ist der Fall André, über den die RSH mehrfach berichtet hatte. Erst nachdem die RSH sich medial eingeschaltet hatte, wurden die Fakten teilweise berichtigt. Außerdem scheint es in Mode gekommen zu sein, Polizeiberichte mittels der Copy / Paste Kombination zu verbreiten. Ehrlich recherchierte Berichte, die das Thema Fußballfans beinhalten, findet man selten. Traurig, was hierzulande geschieht. Da passt doch ein Sicherheitsgipfel, dessen Sinn sich mir noch nicht erschlossen hat, perfekt ins Bild. Die bösen, bösen Fans sperrt man halt dann einfach mal 5 bis 10 Jahre aus. Unsere geliebten Stehplätze dürfen wir behalten, wenn wir brav sind. Das ist doch nett von unserem Hans-Peter Friedrich. Es läge in unserer Hand, die Stehplätze zu erhalten. Klingt für mich wie eine Drohung, die nur darauf wartet, erfüllt zu werden... Und weil wir uns alle so unglaublich lieb haben, unterschreiben wir alle einen Verhaltenskodex, der Pyrotechnik nicht toleriert und bei entsprechenden Vorkommnissen heftigst sanktioniert wird. Hut ab vor Union Berlin. Union hat den Kodex nicht unterschrieben, da sie darüber erst mal mit den Anwesenden diskutieren wollten. Schade, das nicht mehr Vereine so viel Arsch in der Hose hatten.
Egal, wie es weiter geht, irgendwann müssen wir uns ernsthaft mit dem Thema englische Verhältnisse beschäftigen. Bedauernswert, was ein paar Krawattenträger und Gutmenschen unserem geliebten Fußball antun. Wir sind eine Klientel, die so oder so unerwünscht ist. Und wenn kein Wunder geschieht oder ein Machtwechsel der Funktionäre und Fankultur-Killer, dann können wir unseren eigenen Glubb gründen... AM ARSCH!
Immer wieder dieses Wort ANGST, das bei den Debatten um Fußballspiele umher geistert. Ja, ich habe Angst beim Fußball. Und zwar dann, wenn der Glubb ein wichtiges Spiel spannender als nötig macht. Da können meine Nerven ganz schön blank liegen und ich stehe kurz vor dem Kollaps. Aber so etwas verstehen die Sesselpupser und Schlipsträger nicht. Angst beschleicht mich auch, wenn eine Horde prügelnder Gesetzeshüter auf Fußballfans einschlägt. Wenn der sogenannte Freund und Helfer wahllos Ladungen von Pfefferspray verteilt. In solchen Momenten habe ich Angst um mich und meine Freunde. Ein relativ aktuelles Beispiel für solch einen sinnlosen Sprüheinsatz ist das letzte Heimspiel. Nein, ich meine nicht die Sauerei, die nach dem Spiel stattgefunden hat. Vor dem Spiel verirrte sich ein Betrunkener Kerl in die Damentoilette. Der Typ war nicht mehr in der Lage zu laufen (warum kommt er dann ins Stadion???), ergo verhielt er sich entsprechend ruhig im Vorraum der Toilette. Aber das war wohl für 8 !!! Gesetzeshüter zuviel des Guten. Sie stürmten das Damen WC und sprühten wild mit Pfeffer um sich. Eine Freundin, die in diesem Moment ihr Mineralwasser loswerden wollte, erstarrte vor Schock. Und weil der betrunkene Typ, der sich eh nicht rühren konnte, scheinbar unglaublich gewalttätig war, musste man ihn mit 8 gepanzerten Bodyguards des Stadions verweisen... Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als der "Tross" an mir vorbei lief.
Das die Polizei ohne Begründung auf Fans losgeht, hat wohl jeder schon einmal erlebt. Es ist nur komisch, dass die Medien solche Fälle nicht zu reißerischen Possen verarbeiten. Entweder wird über den Vorfall der Mantel des Schweigens gehüllt oder die Realität wird einfach wunschgemäß verdreht. Da hat man dann wieder das allseits bekannte Bild von kriegsähnlichen Zuständen. Herbei geführt von den sogenannten Fans, den Ultras und den abgrundtief bösen Hooligans. Sogenannte Fans sollte übrigens zum Begriff des Jahres gekürt werden. Was für ein Dreck. Wurde der Begriff sogenannte Politiker eigentlich schon eingeführt? Werte sogenannte Politiker, Funktionäre und Ja-Sager: Stellen sie sich doch bitte Woche für Woche in die Kurven unserer Stadien. Sie werden schnell erkennen, wer hier tatsächlich Täter und wer Opfer ist. Machen sie die Augen ruhig auf. Die Realität kann manchmal Schmerzen verursachen. Die Augen davor zu verschließen, ist keine Lösung. Ebenso wenig die dubiosen Sanktionen, die man sich ständig ausdenkt. Damit ist keinem geholfen. So oft wird davon geredet, den Dialog mit den Fans zu suchen. Fragt sich nur, mit welchen... Bevor sie das Wort "Fankultur" in den Mund nehmen, sollten sie sich ausführlich mit der Materie beschäftigen. Aber klar - wer will sich schon zum Pöbel in die Kurve stellen... Kann ich durchaus verstehen. Schließlich handelt es sich hierbei ja um die hässliche Fratze des Fußballs.
Auch die RSH behandelt das Thema Stehplatzverbot in ihrem neuesten Bericht. Reinklicken lohnt sich. Ach so, wer mit Ironie nicht umgehen kann, sollte meinen Artikel lieber nicht lesen. Aber jetzt ist es sowieso schon zu spät :-)